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Kinder & Jugend & Familie

Zwei Nächte im Jugendamt

Fachkräftemangel, Integration von Geflüchteten und die Frage: Wie kann die Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland so gestaltet werden, dass sie wirklich allen jungen Menschen gerecht wird – unabhängig von Behinderung, Alter, Herkunft oder schwierigen Lebensumständen? Diese Fragen diskutierten am Dienstag Vertreter:innen der Venito – Diakonische Gesellschaft für Kinder, Jugendliche und Familien – und der Bundestagsabgeordnete Axel Knoerig (CDU) in Sulingen.

„Wir wollen gerne Jugendhilfe am Anfang wirksam organisieren und eben vor einer stationären Hilfe tätig werden“, meinte Thomas Pförtner, Geschäftsführer der Venito. Aus dem örtlichen pädagogischen Leitungsteam wiesen Tim Hollmann, Maryame Neumann und Jan-Christoph Peters auf den erheblichen Fachkräftemangel hin, demzufolge es zu wenig Plätze gebe. Man habe nur zehn Plätze für die Inobhutnahme, „für Kinder, die keiner haben will“, so Pförtner. Neumann berichtete davon, dass kürzlich ein Jugendlicher sogar ein Wochenende im Jugendamt in Sulingen übernachtet habe, weil es keinen Platz gab. Hollmann sagte, dass die Kinder nach drei bis sechs Wochen eigentlich woanders ihren Platz haben sollten, aber bis zu 18 Monaten in der Inobhutnahmestelle der Venito blieben und daher Notaufnahmeplätze fehlten. Knoerig zeigte sich von diesen Umständen betroffen.

Bezüglich der aktuellen Wehrpflicht-Debatte plädiert der Bundestagsabgeordnete indes für ein Pflichtjahr für alle, junge Frauen und Männer, um diese über einen Zivildienst auch mit sozialen Berufen vertraut zu machen. Dem stimmte – mit Blick auf den Zivildienst – Pförtner zu, zumal er selbst über den Zivildienst in der Jugendhilfe gelandet sei.

Hilfen aus einer Hand und nicht von verschiedenen Ämtern stehen im Mittelpunkt der Reform des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes (SGB VIII), das nach einem langen Beteiligungsprozess mit Parteien und Praxis, Verbänden und Wissenschaft jetzt erneut im parlamentarischen Verfahren ist. Pförtner berichtete, dass junge Menschen, die über 21 Jahre alt werden oder zusätzlich eine Behinderung haben, plötzlich mit anderen Ämtern und Geldgebern zu tun bekommen und nicht nur Eltern den Überblick verlieren. In der Hilfeplanung klappe der Übergang zur Eingliederungshilfe meist nicht, da das zuständige Amt aus Kapazitätsgründen nicht am Runden Tisch teilnehme. Peters meinte, Jugendämter schafften oft kaum die Hälfte ihrer Arbeit, und für Prävention bleibe dann keine Zeit, so Hollmann ergänzend. Pförtner sagte, viele Jugendämter würden mit der Neuorganisation nach dem neuen Gesetz sofort anfangen wollen, weil auch für sie „ein Mensch – ein Amt“ viel einfacher sei.

Eine große Sorge ist die Abschiebung von jungen unbegleiteten Geflüchteten, die mit erheblichem Aufwand auf Schule und Beruf vorbereitet wurden. Neumann, die selbst in einer Wohngruppe für Geflüchtete arbeitet, machte deutlich, dass leider nicht mehr ein Schreiben eines Unternehmers reiche, der gut integrierte Geflüchtete weiter beschäftigen möchte. Einige hätten den Abschiebebescheid bekommen, und das mache sie perspektivlos. Knoerig fand, dass gut integrierte junge Menschen eine Perspektive in Deutschland bekommen sollten, zumal wenn sie dringend auf dem Arbeitsmarkt gebraucht werden.

Froh ist der CDU-Abgeordnete, dass die schwarz-rote Regierung im laufenden Jahr trotz angespannter Haushaltslage mit 243,7 Millionen Euro nahezu genauso viele Mittel für die Jugendhilfe zur Verfügung stellt wie im vergangenen Jahr. Für das Jahr 2026 sind sogar noch einmal 7,5 Millionen Euro mehr an Bundesmitteln eingeplant.

Alle Beteiligten zogen eine positive Bilanz der Diskussion, die in einer Reihe mit zunächst fünf Bundestagsabgeordneten-Gesprächen der Venito steht.

Im Bild:
Intensive Diskussion zur Stärkung junger Menschen in der Jugendhilfe: (von links) Venito-Geschäftsführer Thomas Pförtner, aus dem örtlichen Venito-Leitungsteam Jan-Christoph Peters, Tim Hollmann und Maryame Neumann sowie der Bundestagsabgeordnete Axel Knoerig. 
Foto: Gunnar Schulz-Achelis

Eine kleine Gruppe von fünf Personen sitzt entspannt um einen großen Konferenztisch in einem freundlich eingerichteten Besprechungsraum. Auf dem Tisch liegen Unterlagen, Notizblöcke, Kaffeetassen sowie Wasserflaschen und Kannen bereit. Im Hintergrund stehen Bücherregale und eine Schiefertafel mit Kinderzeichnungen. Die Gesprächsatmosphäre wirkt offen und konstruktiv – ein Treffen, das von Austausch und Zusammenarbeit geprägt ist.

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